01.03.2024 / Leistungssport

Pierre-Yves Bregenzer im Portrait

 

Pierre-Yves Bregenzer, der in der Sprintgruppe bei Stif Keller trainiert, hat in den letzten Jahren eine beeindruckende Leistungssteigerung über 400 Meter erzielt. Innert nur zwei Jahren verbesserte er seine persönliche Bestleistung um mehr als zwei Sekunden. Im Jahr 2022 lief Pierre-Yves noch 50.36s, in 2023 dann 48.54, und in der vergangenen Hallensaison dann 48.21s. Mit diesen Leistungen mischt Pierre-Yves in der erweiterten Schweizer Spitze mit. Wir möchten vom noch jungen Athleten (Jahrgang 2000) wissen, wie er sich so stark verbessert hat und was für Ziele er noch hat.

 

Frage: Du hast deine persönliche Bestzeit über 400m in den letzten zwei Jahren um mehr als 2 Sekunden verbessert. Wie erklärst du diese starke Leistungssteigerung?

Pierre-Yves: Die Leistungssteigerung hat sich im Wettkampf mit dem Einbezug der Trainingserhöhung verzögert ausbezahlt. Ich trainiere schon seit einem guten Jahr mit sechs Trainingseinheiten pro Woche wie ein Spitzensportler und diese Trainingserhöhung macht sich jetzt am Wettkampf bemerkbar und kann dann auch im Sommer zu weiteren Leistungssprüngen führen. Im Bereich der Ernährung habe ich mich ebenfalls stark weiterentwickelt, so trinke ich aktuell am Wochenende seltener ein Bier und dafür mehr Protein, Magnesium und weitere Supplements. Auch die Schlafenszeit von acht Stunden pro Tag versuche ich einzuhalten, was bei einem Vollzeitstudium zu einer Herausforderung wird, damit die schulischen Pflichten nicht zu kurz kommen und frühzeitig abgearbeitet werden.



F: Wie sieht dein Alltag im Moment aus? Du studierst, trainierst, …?

P: Aktuell sieht mein Wochenalltag sehr strukturiert und getaktet aus. Dabei trainiere ich drei Trainings in der Sprintgruppe vom LC Brühl, zwei wöchentliche Krafttrainings und ein Training mit Läufen an der Treppe. Die zusätzlichen Trainings absolviere ich meistens alleine, was mir zusätzliche Energie gibt, um vom Alltag abzuschalten. Damit ich die sechs Trainingseinheiten nebst dem Vollzeitstudium bewältigen kann, rücken andere Lebensbereiche in den Hintergrund. Trotzdem finde ich es sehr wichtig, den sozialen Austausch nicht zu vernachlässigen und die Zeit im Freundeskreis zu geniessen. Dabei gehe ich gerne mit Kollegen in der Stadt in eine Bar oder an einen Fussballmatch des FC St. Gallen.

 

F: Worauf legst du besonderen Wert im Training, damit du optimal auf Wettkämpfe vorbereitet bist?

P: Im Training lege ich vor allem viel Wert auf den vollen Trainingseinsatz. In der Leichtathletik kann man am Wettkampf auf keine Wunder hoffen, denn das Resultat kann man sich schon zuvor aus dem Training herleiten. Deshalb gebe ich im Training immer vollen Einsatz. Aktuell habe ich grosses Potential in der Regeneration. Dabei versuche ich in Zukunft den Sportmasseur oder einen Physiotherapeuten regelmässiger einzubauen. Diese regenerative Massnahmen kommen aktuell vor allem aus zeitlichen Gründen zu kurz.



F: Wie gehst du mit Niederlagen oder Rückschlägen im Training und Wettkampf um?

P: Niederlagen und Rückschläge erlebt jeder Leichtathlet und diese Talfahrten muss ein Leichtathlet für sich selbst verarbeiten können. Mir persönlich hilft es aus jedem Rückschlag etwas positives herauszunehmen und wieder gestärkt in den Trainingsalltag zurückzukehren. Auch Zeit für mich selbst hilft mir besonders Rückschläge zu verarbeiten. Dabei reise ich gerne ein paar Tage im Jahr alleine von Stadt zu Stadt und geniesse diese Tage für mich.

 

F: Welche sind deine Lieblingsmomente oder die denkwürdigsten Ereignisse in deiner Leichtathletik-Karriere bisher?

P: Die denkwürdigsten Erlebnisse im Leichtathletik sind bei mir oft Momente neben dem Wettkampfplatz, welche in Erinnerung bleiben, wie das Trainingslager oder unschöne Trainingseinheiten im Schnee. Auf dem Wettkampfplatz sind besonders die Momente erfreulich, in denen man sich selbst und das eigene Umfeld mit den Leistungen überrascht. Eine solche Überraschung war bei mir die Finalteilnahme über die 400m in Bellinzona und dadurch sich mit der Schweizer Sprintspitze zu vergleichen. Solche Höhenflüge motivieren dann im Training, um weiter hart für seine Ziele zu trainieren. In der Leichtathletik bleiben auch kleinere Momente stark in Erinnerung, wenn jüngere Athleten auf dem Wettkampfplatz ein Autogramm möchten und man somit als Vorbild betrachtet wird. Dies unterstützt einem die Trainingsintensivität hoch zu halten.



F: Was sind deine Ziele für die kommende Freiluftsaison 2024?

P: In der kommenden Outdoor Saison habe ich spezifische Ziele über die Sprintdisziplinen mit Zeiten unter 10.75s, 21.30s und 47.50s. Damit kann man mit einem Podestplatz an der Schweizer Meisterschaft liebäugeln und es wird auch für internationale Wettbewerbe interessant. Solche mögliche internationale Wettbewerbe wären die Universiade im Jahr 2025 in Deutschland oder einen Teil der nationalen Sprintstaffel an einer Europa- oder Weltmeisterschaft zu werden. Diese Ziele sehe ich aktuell als realistisch und in reichweite an, wenn ich den Trainingsaufwand wie aktuell hoch halte. Ansonsten auferlege ich mir keinen grossen Druck und behalte die Freude am Sprinten bei, weil ich keinen Verpflichtungen nachkommen muss und als aufstrebender Spitzensportler nur gewinnen kann.

 

 

Wir wünschen Pierre-Yves viel Glück für die kommende Saison und hoffen weiterhin auf schnelle Besserung von seiner Verletzung!